Sylvia Kristalla, Lehrerin
„ 5 Tage Bildung. Zeit für Sachsen“
Sylvia Kristalla, Lehrerin, Landkreis Nordsachsen:
Täglich sehe ich Annoncen mit Aufklebern:“ Kollege gesucht!“ oder „ Wir stellen ein!“ oder Sie suchen Arbeit- wir haben sie!“ Eigentlich eine tolle Situation-jeder, der der eine Arbeit will, braucht sich nur zu bewerben und schon kann es losgehen! Fragt sich nur- wo kommen die Millionen Arbeitslosen her?
Jeder Betrieb, der einen neuen Kollegen sucht, möchte möglichst den genau passenden Mitarbeiter. Bildung, Weiterbildung könnte zum Lückenschluss führen. Sachsen gehört zu den 2 Bundesländern, die den Anspruch auf Bildungsurlaub nicht umgesetzt haben. In 14 Bundesländern wird Arbeitnehmern ermöglicht, eine Auszeit zu nehmen, um sich beruflich, politisch oder sozial zu bilden. Was ist so schlimm, wenn sich ein Arbeitnehmer bildet?
Allseitig gebildete, mitdenkende, interessierte, engagierte Arbeitnehmer sind nicht zu unterschätzende Komponenten für den ökonomischen Erfolg eines Unternehmens. Da aber viele Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt suchen, wäre es naheliegend sich den passenden Kollegen zu bilden.
Sachsen lehnt jedoch den Bildungsurlaub ab! Begründet wird dies mit übergroßen Belastungen für die Klein- und mittelständischen Betriebe, die das Rückgrat der sächsischen Wirtschaft bilden. Das ist mehr als kurzsichtig, wenn die Entwicklung der Wirtschaft progressiv fortschreitet, brauchen Industrie und Handwerkerschaft allseitig gebildete, selbständig denkende und innovativ handelnde Mitarbeiter.
Wo gibt es diese?
Wir als Lehrer wissen, Jugendliche, die unsere Schule verlassen, erfüllen aus verschiedensten Gründen nicht alle Wunschvorstellungen der Unternehmen. Mit Abschlusszeugnissen ausgestatte junge Menschen haben viele Chancen und berufliche Möglichkeiten, aber eine wesentliche Voraussetzung fehlt fast allen Absolventen- die Lebenserfahrung, die genaue Vorstellung, was bringt mich als Mensch, Kollege, Mitarbeiter oder Leiter weiter? Folglich ist ein Anrecht auf Bildung, auch immer eine Investition in die Zukunft der Wirtschaft.
Bildung darf nicht reduziert werden auf ausschließlich berufliche Weiterbildung! Auch politische und soziale Bildungskomponenten müssen möglich sein, da die gesellschaftspolitische Entwicklung zukünftig auch immer höhere Ansprüche stellt. Zum Beispiel: Ein rhetorisch gut ausgebildeter Kollege kann sein Unternehmen entsprechend sprachlich kompetent vertreten, obwohl ein Kurs in Rhetorik scheinbar Privatsache ist. Die Kosten trägt der Kursant selber, den „Gewinn“ teilen sich Betrieb und Kollege.
Jede Investition in Bildung ist lohnend! Gerade im Zeitalter der Digitalisierung der Arbeitswelt werden gebildete und bildungswillige Arbeitnehmer immer mehr zur notwendigen Voraussetzung für den Wirtschaftserfolg eines, unseres Landes. Sachsen präsentiert sich gern als weltoffen und innovativ, dazu braucht man auch entsprechend gebildete Sachsen! Oder-etwa nicht?
Das Christkind bringt sie nicht, sie müssen es wollen und die Möglichkeiten haben, sich weiter zu entwickeln!
Liebe Kollegen, schließt euch an, unterstützt die DGB-Kampagne für einen Anspruch auf 5 Tage Bildungsurlaub in Sachsen. Bildungsbewusste Erwachsene sollten auch bildungsinteressiert Eltern sein, die unser Anliegen der Bildungskampagne unterstützen! Von allseitig gebildeten Menschen profitiert die ganze Gesellschaft.